Home » HdS-News » Besuch der Firmlinge aus St. Lorenzen

Besuch der Firmlinge aus St. Lorenzen

Im Rahmen der Firmvorbereitung besuchten 24 Jugendliche mit Peter Paul Ranalter und einigen Eltern am 13.12.2014 das Haus der Solidarität in Milland. Ziel dieser Einrichtung ist es, Menschen in Notsituationen und in schwierigen Lebenslagen effizient und unbürokratisch zu helfen – ganz einfach Solidarität zu zeigen und Solidarität zu leben. Momentan leben im Haus 40 Personen unterschiedlicher Generationen mit unterschiedlichem kulturellem und sozialem Hintergrund. Wir finden ausländische Mitbürger, Obdachlose, Haftentlassene, psychisch Kranke, Suchtkranke und Menschen in finanziellen Notsituationen. Allen gemeinsam ist, dass sie auf Hilfe in ihrer jeweiligen Lebenssituation angewiesen sind. Diese Unterstützung finden sie nicht nur durch die Aufnahme im Haus, sondern auch durch die gegenseitige Unterstützung, die sie sich selbst untereinander geben. Es handelt sich um ein interkulturelles Miteinander, dem ein ständiges Voneinander-Lernen zugrunde liegt. Das einzigartige Projekt, das in dieser Form anderweitig nicht existiert, scheint Erfolg zu haben. Trotz größter Freiräume findet der Großteil der Hausbewohner zurück in ein eigenständiges Leben außerhalb des geschützten Bereiches. Erwähnenswert erscheint noch die Tatsache, dass das Haus der Solidarität durch keinerlei öffentliche Gelder finanziert wird, sondern ausschließlich durch Spenden und die Abgaben der Bewohner (geringe Mietbeiträge je nach finanzieller Möglichkeit). Karl Leiter, einer der drei Mitarbeiter, erzählte den Firmlingen über das gemeinsame Leben im Haus, erzählte über einzelne Schicksale und Möglichkeiten, unbürokratisch Hilfe zu leisten.

Eindruck hinterließ auch die Lebensgeschichte von Hans (Name geändert), der von seiner schwierigen Kindheit, seiner Verhaftung und der schwierigen Zeit danach (Obdachlosigkeit, Arbeitslosigkeit, Alkoholprobleme, keine Akzeptanz im familiären Umfeld…) und schließlich von seiner Aufnahme im Haus der Solidarität erzählt. Mittlerweile ist er seit drei Jahren dort und ist zu einem unentbehrlichen Bestandteil für alle Hausbewohner geworden. Hans hat seine Familie gefunden und hofft, dass er bleiben darf. Eine ganz andere Lebensgeschichte erzählt Rajesh (Name geändert), ein Inder, der mit seiner Frau und seinen beiden Kindern im Haus wohnt. Er war durch die schwierige Lage in seinem Heimatland gezwungen, sich anderswo um Arbeit zu bemühen, versuchte aber nach einigen Jahren doch wieder sich in seinem Heimatland eine Existenz aufzubauen. Durch die Krankheit eines Familienmitgliedes kam die Familie jedoch erneut in finanzielle Schwierigkeiten und fand schließlich Aufnahme im Haus der Solidarität hier in Südtirol. Er hofft nun, möglichst bald wieder eine Arbeit zu finden, um mit seiner Familie ein Leben außerhalb des Hauses führen zu können. Rajesh verabschiedete sich von den Firmlingen mit einer selbstgemachten indischen Süßspeise, Hans mit Klängen von seiner Steirischen Harmonika. Als kleines Zeichen der Solidarität überreichten zwei Firmlinge im Namen der Gruppe zum Abschluss einen finanziellen Beitrag für das Haus. Der Besuch hatte viele Jugendliche zum Nachdenken angeregt, ja teilweise auch Betroffenheit über die verschiedenen Lebensschicksale ausgelöst. Es darf keinesfalls als Selbstverständlichkeit betrachtet werden, dass es uns so gut geht. Dafür sollten wir dankbar sein und uns dies auch immer wieder in Erinnerung rufen.
Roswitha Plankensteiner

Leave a Reply

Your email address will not be published. Required fields are marked *

*