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Das HdS-Geld

solidario_scan (Klein)Normalerweise obliegt es dem Staat, Geld zu drucken. Das Haus der Solidarität (HdS) hat seine eigene Notenpresse. Allerdings druckt es weder Euros noch Dollars, sondern „Solidarios“, das Geld des HdS.

Dem HdS ist es wichtig, Struktur und Dienste im Haus nicht „gratis“ zur Verfügung zu stellen. Auch nicht jenen, die – materiell gesehen – nichts haben. Vor diesem Hintergrund hat es ein eigenes Zahlungsmittel eingeführt. Wer im HdS wohnt, beteiligt sich an den Kosten des Hauses – in Form einer monatlichen Miete. Außerdem arbeitet er im Haus mit – zehn Stunden im Monat. Nicht alle Gäste haben aber eine Arbeitsstelle und verdienen Geld. Jene, die kein Geld verdienen, erhalten über die Erledigung von im Haus notwendigen Arbeiten für jede Stunde einen „Solidario“. Dieser ist äquivalent mit 5 Euro. Auf diese Weise beteiligt sich jeder Bewohner an den Kosten des Hauses – entweder in Form von Geld oder in Form von Arbeit.

Zwei Ursachen

Es gab zwei Ursachen für die Einführung des HdS-Geldes: Im Februar 2008 kam die damalige Mitarbeiterin, Luzi Lintner, in Bolivien ums Leben. Sie hatte vorher auf ihre ganz spezielle Art die Bewohner des HdS begleitet. Ihren Job fortzuführen war für die Hausleitung nicht einfach. Es ging vor allem um die Einteilung der im Haus anfallenden Arbeiten: Beim bisherigen System kamen immer dieselben beim Reinigen oder Kochen zum Handkuss. Zudem war die Qualität der durchgeführten Arbeiten nicht befriedigend. So kam es zum „Solidario“. Der Name und auch die Gestaltung der „Geldscheine“ stammen von Andres Carlos Pizzinini, einem ehemaligen Bewohner des HdS.

Schwierig

Am Anfang war es für einige Gäste schwierig, Verständnis für den „Solidario“ zu bekommen. Wer aber eine gewisse Zeit im HdS wohnt, merkt bald, dass dieses System gut funktioniert. Jeder neue Gast braucht eine gewisse Einführungszeit, bis er die Methodik begreift. Ein Gast meinte zum Beispiel: „Der ‚Solidario‘ ermöglicht mir, meine Familie zu unterstützen, indem ich durch meine Arbeit im HdS einen Beitrag leiste. Im Durchschnitt erarbeite ich etwa 20 ‚Solidario‘ im Monat; das sind umgerechnet immerhin 100 Euro, die wir damit weniger an Miete zahlen. Die Idee ist wunderbar.“

Eigenverantwortung

Somit geht es dem HdS um eine gesunde Entwicklung der Eigenverantwortung der Gäste. Zugleich steht die Würde der Menschen im Mittelpunkt. Der „Solidario“ bietet den Menschen, die über keine finanziellen Mittel verfügen die Möglichkeit, anderen auf Augenhöhe zu begegnen. Wichtig ist auch der Gedanke der Gleichstellung des Wertes der Arbeit: Ob jemand Chef ist oder Abspüler – der Wert seiner Arbeit wird gleich bemessen. Ob jemand Kinder betreut, Kuchen bäckt, Reinigungsaufgaben durchführt oder Maurerarbeiten erledigt: Jede Stunde Arbeit hat denselben Wert. Der „Solidario“ bringt zusätzlich Transparenz und Gerechtigkeit, weil jeder offensichtlich seinen Beitrag leisten muss.

Wirtschaftliche Sicht

Für die Selbständigkeit des Hauses ist dieser Faktor zudem aus wirtschaftlicher Sicht wichtig: Seit 2006 hat das Haus keine externe Putzkraft mehr. Inzwischen funktioniert der „Solidario“ als Tauschmittel unter den Bewohnern selbst: Sie helfen sich gegenseitig und bezahlen sich mit „Solidarios“. Auf jedem Fall ist es eine positive Belohnung für die Unterstützung im Haus. Schließlich dient er dazu, auf unbürokratische Art und Weise zu lernen, mit Geld umzugehen

Bis dato schaffte es das HdS allerdings nicht, den „Solidario“ als Zahlungsmittel über das Haus hinauszutragen. Auch wenn es diesen Wunsch schon seit geraumer Zeit hegt. Dafür erreichte es beim Cultura-Socialis-Wettbewerb 2010 mit dem „Solidario“ Platz zwei. Das HdS-Geld zeigt damit, dass es imstande wäre, auch in anderen Organisationen wertvolle Dienste zu leisten.

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