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Den Menschen nahe

Sr. Berta„Die rechte Hand wäscht die linke Hand und die linke Hand wäscht die rechte Hand“, dieses Sprichwort aus Afrika bringt für mich zum Ausdruck, dass es im Leben mehr Zusammenhänge gibt, als wir so allgemein annehmen: Wissen und Erfahrung sollten immer und konsequent zu konkretem Handeln führen.

Nahezu dreißig Jahre arbeitete ich als Steyler Missionsschwester mit Mitschwestern aus allen Kontinenten in Ghana, Westafrika. Einen Großteil dieser Zeit lebte ich in Wiaga im Norden Ghanas in der Sahelzone in einer so genannten  „Frontiermission“, das ist der erste Einsatz von Schwestern in einem unterentwickelten Gebiet. Die Menschen lebten dort in äußerster Armut, Ungerechtigkeit und Korruption war an der Tagesordnung, Grundbedürfnisse nach Nahrung, Essen und Wohnung waren nicht erfüllt. Der Zugang zur medizinischen Grundversorgung und die Möglichkeit von Ausbildung der Jugend äußerst begrenzt und Arbeitslosigkeit. Trotz dieser vielen Schwierigkeiten hatten die Leute stets ein strahlendes Gesicht. Sie pflegten  zu sagen:

Nyame wo ho

das heißt „Gott ist da und ER sorgt für uns“. Sie vertrauten Gott und fühlten sich in IHM geborgen. Aus dieser Haltung heraus konnten sie ihr schweres Leben ertragen. In dieser Umgebung fühlte ich mich immer wieder von neuem beschenkt und voller Einsatzfreude auch mit nur bescheidenen Mitteln diesen Menschen zu helfen. Obwohl ich anderer Hautfarbe war schenkten sie mir unbegrenztes Vertrauen.

Ursache der Armut und des niedrigen Lebensstandards unter anderem sind folgende Realitäten:

  • Billigwaren aus dem Ausland werden eingeführt und vernichten so den lokalen Markt.
  • Große Unternehmen aus dem Ausland erwerben sich Land um den Anbau von landwirtschaftlichen Produkten zu betreiben. Die Ernte wiederum wird exportiert – die Landarbeiter und das Land somit ausgebeutet –  und dadurch entstehen verheerende Spätfolgen für das betroffene Land.
  • Gut ausgebildete Personen wie z.B. Ärzte, Krankenschwester, Lehrer/Innen, Manager usw. verlassen nach einem kurzen Einsatz das Land: bessere Verdienstmöglichkeiten bewegen sie dazu…
  • Aufgrund der Klimaveränderungen gibt es längere Trockenzeit und übermäßiger tropischer Regen mit Überschwemmungen und dadurch Vernichtung des landwirtschaftlichen Anbaus.
  • Das monatliche Einkommen einer Familie reicht nicht aus sie zu ernähren. Die Ausbildung der Kinder ist somit sehr in Grenzen gehalten.

Meiner Ansicht nach gilt es nach wie vor den Grundsatz

Hilfe zur Selbsthilfe

konsequent zu unterstützen. Dies erfordert Investitionen im Land fördern und damit die Jugendarbeitslosigkeit zu vermindern und den Gewinn im Land zu belassen.

In einer besonderen Form darf ich seit Juni 2012 als freiwillige Mitarbeiterin den Menschen nahe sein und zwar im HdS – Haus der Solidarität „Luis Lintner“ in Milland bei Brixen. Diese Einrichtung beherbergt  Menschen aus aller Herren Länder: jüngst waren aus einundzwanzig Nation – auch Südtiroler – dort.  Das Haus der Solidarität nimmt für begrenzte/vereinbarte Zeit Asylsuchende, aus dem Gefängnis Entlassene,  Obdachlose, Suchtkranke, in finanzielle Not geratene Menschen und Familien auf. Das Team der Hausleitung holt die Hilfesuchenden dort ab wo sie gerade sich befinden, begegnet ihnen stets mit Respekt und Toleranz. Im wahrsten Sinne des Wortes ist das HdS den Menschen nahe in konkretem Handeln wie z.B. bei der Arbeitssuche, Wohnungsvermittlung, Erlernen der Sprachen und anderer Fertigkeiten. Oft ist es die bloße Gastfreundschaft, die den Menschen heilt.

Der Innsbrucker Bischof Dr. Manfred Scheuer schreibt zum Sonntag der Völker am 30. September 2012 wie folgt: ‚Der Gastgeber wie auch der Gast sind Gebende und Nehmende, Schenkende und Beschenkte.’  Soweit der Bischof.

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