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Die „Hungerkünstler“

1283626510-hungerstreik-asylbewerber_94 Augen – tief wie ein Leben – groß wie die Welt – laut wie ein Schrei. Diese Augen erzählen von Verfolgung, Isolationshaft, Folter und Flucht. In ihnen spiegelt sich das Leid einer Frau und eines Mannes wider, die ihr Land lieben, es wahrscheinlich aber nie mehr wieder betreten werden.

Im Haus der Solidarität finden sie nicht ihre Heimat, aber zumindest eine Herberge. Sie bleiben ein halbes Jahr. In dieser Zeit erzählen sie vielen ihre Geschichte: Schulklassen, Medien, Firmgruppen, Einzelpersonen.

Zunächst genießen sie es, im Rampenlicht zu stehen. Doch sie merken, dass es ihnen nicht weiterhilft. Die Vergangenheit hält sie fest im Griff. Sie hindert das Paar, sich auf die Ersatzheimat einzulassen, sich zu öffnen, das Leben in die Hand zu nehmen. Stattdessen nehmen Gram und Verdruss zu. Die beiden wittern überall Benachteiligung: bei der Arbeitssuche, auf dem Wohnungsmarkt, bei der Sozialhilfe. Vor allem der Mann fühlt sich immer mehr in die Ecke gedrängt. Bis er zum Befreiungsschlag ansetzt. Er kündigt einen Hungerstreik an. Sein Vorwurf: „Keine Chance in seinem Gastland zu bekommen.“ Die Hausleitung versucht mit aller Kraft, den Hungerstreik abzuwenden. Für sie ist er nicht zielführend. Doch vergeblich.

Plötzlich findet eine Wohltäterin eine Wohnung für die beiden. Der dunkle Himmel lichtet sich etwas. Der Mann bläst den Hungerstreik ab. Er verlässt mit seiner Frau das Haus. Ein halbes Jahr später meint der Mann, dass es in der neuen Wohnung zwar schön und gemütlich ist, aber im HdS sei es besser gewesen, vor allem, weil er dort nicht so allein war.“

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