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„Ein besonderer Ort“

SchülerInnen berichten von ihrem Besuch im HdS…

Andrea Hochgruber

Auffallend waren die Stühle im Haus. Sie sind einzigartig und ragen heraus, genauso wie die Bewohner. Jeder Stuhl wurde von einem Schüler der Kunstschule Gröden bemalt. Jeder Stuhl hat seine Geschichte, genauso wie jeder Bewohner des Hauses hier. Sie sind einzigartig.

Adea Imeri

Dass man andere ausgrenzt, auslacht oder beschimpft, weil man sich dabei besser fühlt, finde ich unnötig. Bevor man handelt, sollte man sein eigenes Spiegelbild betrachten. Auch wenn ich noch jung bin, möchte ich einen Rat weiter geben: Wird man als „ANDERS“ bezeichnet, einfach ignorieren und diesen Personen ihr Spiegelbild vor Augen halten. Bekommt man das Gefühl der Dazugehörigkeit zu spüren, dann rate ich, es einfach zurück zu geben. Geben und Nehmen: ganz einfaches Prinzip.

Annalena Berger

E.. Sein rechter Fuß war in Stofffetzen gewickelt und uns fiel auf, dass er hinkte. Sein Gesicht war von Falten geprägt. Falten der Freude und der Traurigkeit. E. hat uns viel über sich erzählt und es war spannend, ihm zuzuhören. Er sprach etwas undeutlich und am Anfang war es schwierig, ihn zu verstehen, aber irgendwann hatten wir den Dreh raus. Ich bewundre ihn, seine Lebensfreude und seinen Ehrgeiz…! Alles Gute, E.!

Viktoria Hofer

Max war immer wie ein kleiner Bruder für ihn. Aber als ihn die Polizei nach Max befragte, sagte er ihr, wo er sich aufhält. Er gab ihnen die Schlüssel zu seiner Wohnung. Aber statt aufzusperren, sprengte die Polizei die Tür. Max Leitner ist heute noch im Gefängnis. Er wiegt inzwischen 150 Kilo. Erwin hat seinetwegen die Wohnung verloren und hat immer noch Kontakt zu ihm.

Ida Geyr

Max schreckten sie aus dem Schlaf – ein unsanftes Erwachen. „Des wor jo wia in an Hollywood-Film, mit Maschinengewehre sein se kemm“, erzählte E..

Nachdem Max Leitner wieder hinter Riegel war, wurde auch E. für eine Woche eingesperrt – weil er einem Verbrecher Unterschlupf gewährt hatte. Als er wieder frei war, wurde ihm die Wohnung weggenommen, es war ja eine Sozialwohnung: Kein Gast durfte darin wohnen, auch ein Cousin nicht.

Anna Recla

E. hat jetzt keine Probleme mehr und widmet sich ganz seinem Hobby: Ziehharmonika spielen. „Eine Stunde pro Tag üben ist gut“, verrät er, „eine halbe Stunde nicht so…“. E. fragt uns, woher wir kommen: aus Vintl, Mühlbach, Bruneck im Pustertal. Als wir es erzählen strahlt er und wirft Katharina einen Blick zu: „Olls Puschtra, seltn dohuam, gleich wie mir!“, sagt der Mann und lacht. „Jo, wie mir“: Katharina grinst.

Annika Stifter

Mir steigt der Geruch von Staub in die Nase. Mein Gefühl sagt mir, dass ich an einem ganz besonderen Ort bin, einem Ort, der Menschen vereint. Besondere Menschen, Menschen mit Geschichte. Geschichten die zum Nachdenken anregen. Nachdenken über das eigene Leben.

Lucia Gasser

Gerechtigkeit – gibt es sie überhaupt noch? Weltweit sind Menschen auf der Flucht. Krieg, Gewalt, Verfolgung – ist das noch menschlich? Ich, ich immer nur ich. Schrecklich! Millionen Menschen müssen die Flucht ergreifen. Europa, das Land des Friedens, verhält sich abweisend. Warum? Hat nicht jeder Mensch das Recht auf ein würdiges Dasein? Hautfarbe, Kultur, Religion und Herkunft – spielen solche Attribute eine Rolle? Im Haus der Solidarität in Milland nicht.

Simona Mölgg

Der Tag im Haus der Solidarität hat mir gezeigt, dass es nicht stimmt, dass die Welt nur noch aus Hass besteht. Es war keine Spur von Rassismus zu spüren. Obwohl so viele unterschiedliche Menschen dort wohnten, verstanden sich alle prima und alle waren glücklich. Die Menschen haben Respekt vor einander, obwohl alle so unterschiedlich sind.

Amelie Ploner

Der große Esszimmertisch des Hauses der Solidarität steht seit dem Umzug dort. Was wüsste er zu erzählen, wenn er sprechen könnte?

Wie reagiert er auf das ständige Kommen und Gehen? Wie findet er es, wenn jeden Tag verschiedenste ausländische Gerichte auf ihm gegessen werden und sich Hände verschiedenster Hautfarbe auf ihm abstützen? Was denkt er wohl von Joseph, einem jungen Schwarzafrikaner, der seit vier Jahren in Italien lebt?

Was denkt sich der Tisch, wenn er ständig hört, wie Leute verzweifelt nach Arbeit suchen? Was hält er von Raja, der jeden Tag mit seinem Fahrrad in Bäckereien fährt, um das nicht verkaufte Brot abzuholen und dieses an Bedürftige zu verteilen? Wir würden über so einen Job klagen, doch Raja liebt ihn.

Ganz sicher gefällt ihm die einzige Regel, die es in diesem Haus gibt: keine Gewalt.

Iris Brandstetter

Einer zum Beispiel war in einem dunklen Braunton angemalt. Auf den ersten Blick wirkte er befremdlich und er hob sich von den anderen Stühlen ab. Doch je genauer man ihn betrachtete, desto besonderer und interessanter wird er. Erst auf den zweiten Blick erkannte ich die kleinen Verzierungen an der Lehne. Das erinnerte mich an E., einen alten Herrn, der schon fünf Jahre im HdS wohnte und mithalf, wo er konnte. Auf dem ersten Blick wirkte auch er auf mich etwas grimmig und barsch. Als er uns jedoch zu erzählen begann und ich mich auf ihn einließ, erkannte ich eine wundervolle, nicht erahnte Seite.

Man sollte immer zwei Seiten kennen, um urteilen zu können.

Lara Vicini

Natürlich gibt es manchmal Streit oder eine Meinungsverschiedenheit, wenn es ums Putzen oder Kochen geht unter den Menschen im Haus, doch ansonsten wird jeder respektiert, egal aus welchem Land man kommt, welche Religion man hat, oder welche Sprache man spricht.

Evi Lerchner

In der Küche schnipseln wir gelbe und rote Paprika, Melanzane und Gurken. Bunt gemengt mischt es Christopher in einem Topf. Mit frisch gemahlenem Pfeffer riecht es scharf und süß zugleich. Der Topf erinnert mich an das Haus der Solidarität: verschiedene Menschen in Harmonie zusammengepackt.

Maya Steger

Vor dem Essen gingen wir noch zu Momo. Einige kennen Momo aus der Literatur und dem Film. Momo ist ein kleines Mädchen, das gut zuhören kann. Momo hilft im Haus Menschen mit Problemen oder wenn Leute jemanden zum Sprechen brauchen. Kathi zeigte uns noch das Zimmer der Nonne Cilli. Es besteht aus einem Klappbett, einem Tisch und einem Schrank vom Militär. Die Räume sind eher klein, für die Menschen hier sind sie riesengroß.

Milena Seebacher

Nach einer Weile erzählte E., dass er mit 33 Jahren bei einem Motoradunfall seinen halben Fuß verlor. Viele meiner Fragen waren geklärt. Ich verstand nur nicht, warum er immer lachte. Wollte er seine Traurigkeit überlachen oder fand er es lustig? Ich wusste es nicht und weiß es immer noch nicht. Es tut mir leid, dass ich nicht fragte.

Jana Nwatu

In dieser Einrichtung finden wir Leute mit Problemen, von überall her, Flüchtlinge mit einer Aufenthaltsgenehmigung, Frauen aus dem Frauenhaus, entlassene Häftlinge, eine Nonne, einen Studenten, ein buntes Gemisch.

Klemens Peintner

Kathi erklärte uns die Regeln, „Gesetze“ und Aktionen im Haus. Nach einigen Fragen und Antworten wurde auch Erwin zu uns gebeten. Den kannte ich natürlich, wieso… Meine Mutter war Präsidentin der oew-Organisation für Eine solidarische Welt, eine Organisation, die im HdS untergebracht ist, gleich wie andere Organisationen und die Straßenzeitung „zebra“. Jetzt ist meine Mutter schon lange nicht mehr Präsidentin, doch der Kontakt mit dem HdS steht. Und weil ich schon öfters im alten HdS war, kannte ich den aus Vintl stammenden Mann.

Seine Geschichte aus seinem Mund zu hören war ergreifend!

Laura Burchia

Paprika. Rot, gelb, grün und fein zerschnitten, gemischt mit dunkler Melanzane. Ein köstlicher Geruch, der sich in der Schüssel aus Ton wunderbar mit den Gewürzen verstand. Während wir gemütlich das Gemüse schnipselten, erzählte uns der Koch Christopher viel über die Kochweise und Kultur aus Marokko.

Martina Nicolussi Leck

Stellt euch vor, ihr kommt in ein Haus, wo Menschen wohnen, die hierhergekommen sind, weil sie alles verloren haben, was sie je besaßen. Welche Stimmung erwartet ihr euch? Ich zumindest habe mir erwartet, dass wir alle leise sein werden und uns kaum zu unterhalten getrauen, weil eine gedrückte Stimmung herrscht. Das Gegenteil war der Fall. Wir kamen hinein, wurden herzlich begrüßt und durften sofort kochen helfen. Es herrschte von Anfang an eine ausgelassene Stimmung und ich fühlte mich sofort wohl.

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