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Begegnung auf Augenhöhe im HdS

IMG_4016-2Zwei Klassen der Wirtschaftsfachoberschule Bruneck und 5 SchülerInnen des Humanistischen Gymnasium  „P. Virgilio“ aus Sterzing besuchten am 21. Februar das Haus der Solidarität in Milland/Brixen. Als TeilnehmerInnen an dem von der autonomen Region Trentino-Südtirol organisierten Projekt „Der Weg nach Europa“ hatten sich die Jugendlichen seit Schulbeginn intensiv mit den Themen Migration und Integration beschäftigt. Nun sollte auf die theoretische Auseinandersetzung die direkte Begegnung mit Menschen aus aller Welt folgen. Dafür bot das HdS die ideale Möglichkeit.

Heiterkeit und gute Laune

Im Gegensatz zu den widrigen Witterungsbedingungen  machte sich unter den Schülern Heiterkeit und gute Laune breit. Nach einem zwanzig minütigen Fußmarsch erreichten wir das auf einer Anhöhe gelegene Gebäude, in dem zur Zeit ungefähr 50 Menschen eine Bleibe gefunden haben. Mit viel Herzlichkeit und Gastfreundlichkeit wurden wir von der Hausleitung, Herrn Karl Leiter und Herrn Alex Nitz, und mehreren Hausbewohnern empfangen. Nach einer kurzen Vorstellungsrunde machten sich Besucher und Besuchte zusammen Gedanken über den Begriff „Heimat“ und dessen Bedeutung für jeden persönlich.

Aktivitäten zur Kontaktaufnahme

Durch interessante Tätigkeiten und die Einteilung in kleine Gruppen sollte die Kontaktaufnahme zwischen Hausbewohnern und Schülern erleichtert und die Konversation gefördert werden. Neben Aktivitäten wie Schwimmen, Calcetto – Turnier, Spaziergang und gemeinsamem Kochen wurde eine Diskussionsrunde geführt. Die Köche schürten den Ofen, die Calcetto -Stangen wurden geschmiert, die Schwimmer packten ihre Badehose ein, den DiskussionsteilnehmerInnen brannten die Themen unter den Fingernägeln und die Spaziergeher schnürten die Senkel.

Moussa aus dem Niger – kein Einzelschicksal

Schon nach wenigen Schritten und kurzen neugierigen Blicken entwickelte sich bei den Spaziergängern ein Gespräch, das sich trotz kultureller und sprachlicher Barrieren  in eine interessante Richtung bewegte. Moussa, ein junger Mann aus dem westafrikanischen Land Niger, weckte durch seine typisch afrikanische Herzlichkeit das Interesse der Begleiter. Mit 12 Jahren musste Moussa seine Mutter und Geschwister zurücklassen, flüchtete alleine zu Fuß aus dem Niger durch die Wüste nach Libyen und ging dort verschiedenen Tätigkeiten nach. Nach dem Ausbruch des Arabischen Frühlings flüchtete er über das Mittelmeer nach Europa. Wie die meisten Flüchtlinge strandete er auf der Insel Lampedusa, kam von dort nach Neapel, anschließend nach Meran und schließlich nach Brixen, wo er im HdS eine sichere Bleibe gefunden hat. Im Haus beschäftigt er sich mit anfallender Handwerksarbeit, besonders liegt ihm die Arbeit mit Holz. Mit sichtlichem Stolz zeigte er uns sein Reich, eine kleine Werkstatt auf dem Dachboden seines neuen Zuhauses. Sein Traum ist es nun, eine Anstellung als Tischler in Südtirol zu finden.

Moussa ist kein Einzelschicksal. Immer mehr Menschen müssen aus verschiedenen Gründen ihre Heimat verlassen und versuchen sich in Europa eine neue Existenz aufzubauen. Aber auch immer mehr SüdtirolerInnen kämen in unserer Gesellschaft unter die Räder und würden an die Tür des HdS klopfen und um Aufnahme bitten, da sie kein Dach mehr über dem Kopf haben, berichtete uns Herr Karl Leiter.  Es gibt aber auch Bewohner des HdS, z. B. Karl Pizzinini, die nicht auf Grund einer Notlage, sondern aus Solidarität das Leben im HdS mit anderen teilen. Lange Zeit seines Lebens sei er als „Zigeuner“ in der Welt herumgereist und jetzt, im fortgeschrittenen Alter, ist das HdS zum Inbegriff für seine persönliche Vorstellung von Heimat geworden. Tiefe Betroffenheit machte sich unter den Zuhörern breit,  wenn seine Ausführungen von Tränen begleitet wurden.

Allererster Besuch im Schwimmbad

Keine Traurigkeit gab es hingegen im Aquarena in Brixen. Die zwei Buben aus Afghanistan und die zwei Geschwister aus dem Kongo genossen sichtlich ihren allerersten Besuch in einem Schwimmbad. Sie wissen noch nicht, mit welchen Problemen Flüchtlinge in Europa konfrontiert werden.

Erfahrungsaustausch

Gegen 17:00 Uhr trafen alle Gruppen wieder langsam im HdS ein.

Sie setzten sich zusammen und tauschten sich über die neuen Erfahrungen aus. Der Duft der Lasagne stieg ihnen schon in die Nase. So versammelten sich alle in einem großen Raum, der bereits für das Abendessen dekoriert und vorbereitet worden war. Alle stürzten sich auf die selbstgemachte Lasagne und verschlangen diese genussvoll.

Erinnerungen

Als kleines Zeichen der neugewonnen  Freundschaften und als Abschiedsgeschenk bekamen wir alle von einem afghanischen Mädchen ein Freundschaftsband.

Diese Freundschaftsbänder und die Fotos sind jedoch nicht die einzigen schönen Erinnerungen, die uns bleiben werden: Mit vielen neuen Erfahrungen und Eindrücken fuhren wir SchülerInnen wieder nach Hause.

Wir bedanken uns recht herzlich bei den Mitarbeitern des HdS, dass sie uns die Möglichkeit gaben, einen so abwechslungsreichen und aufschlussreichen Nachmittag mit den Bewohnern des Hauses der Solidarität verbringen zu dürfen.

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