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Interview mit einem Freiwilligen

Interview mit Theo geführt von Lea

Lea: Wie bist du zum Haus der Solidarität gekommen?

Theo: Ich wollte schon länger mal einen Freiwilligendienst machen, eigentlich in Tansania, das wurde dann aber abgesagt, wegen Corona. Ich wollte es dann unbedingt diesen Sommer nachholen und habe mich entschieden, in Südtirol zu bleiben, auch weil die epidemische Lage noch nicht klar war. Dann habe ich angefangen, mich ein bisschen in Südtirol umzuschauen, habe rumgefragt, mit meinen Eltern geredet, im Internet recherchiert, so bin ich dann auf das Haus der Solidarität gekommen. Habe mich da ein bisschen eingelesen und es hat mich relativ schnell überzeugt. Einfach auch weil es so vielfältig ist. Auch weil es mich interessiert mit verschiedenen Leuten in Kontakt zu kommen und auch ein bisschen über deren Lebensrealität zu lernen.

L: Und was denkst du was wichtig ist, also was soll man mitbringen als Freiwilliger?

T: Also ich glaube die Tatsache allein, dass man ein Freiwilliger sein will, genügt. Also ich glaube nicht, dass man da irgendwelche spezielle Qualifikationen braucht. Allein, dass sich da jemand Zeit nehmen möchte, sich für etwas einsetzen will, zeigt im Prinzip ja schon das soziale Engagement, das für so etwas notwendig ist. Für mich sind die Sachen bis zu einem gewissen Punkt selbstverständlich. Dass man Respekt hat gegenüber den Leuten, ihnen hilft, wo es geht, bereit ist von ihnen zu lernen.

L: Wie schaut deine Arbeit also aus bei uns im HdS?

T: Als ich hergekommen bin, hatte ich keine genauen Vorstellungen von dem was ich machen will oder machen werde und habe mich dann einfach mal so zur Verfügung gestellt. Wir sind dann übereingekommen, dass ich zwei Gruppen übernehme. Das heißt, die eine Gruppe, ein Ehepaar, auf Italienisch und eine andere Gruppe eine Mutter mit vier Kindern denen ich Deutsch Unterricht gebe. Mein Arbeitsalltag schaut so aus, dass ich fünf Tage die Woche, jeweils ein bis eineinhalb Stunden mit jeder Gruppe mache. Vor allem mit den Kleinen spiele ich dann auch ein bisschen und mit dem Ehepaar quatsche ich dann noch. Da tauschen wir uns aus, sie erzählen dann ein bisschen von ihrer Geschichte, ich erzähle was ich so mache, dass es dann nicht so ganz formell ist. Das heißt , wir strukturieren die ganze Sache schon lockerer, dass sie das Gefühl haben, dass sie persönlich weiterkommen, nicht nur beim Spracherwerb. Ich denke, dass es ganz wichtig ist, dass die Leute, mit denen man einen Sprachkurs macht, das Gefühl haben, dass man mehr als nur ein Lehrer ist, sondern vielleicht auch eine Ansprechperson, ein wenig ein Referenzpunkt.

L: Was mich noch interessieren würde, wie du deine Motivation beibehältst?

T: Ich kann nicht sagen, wie ich sie beibehalte, weil es ganz automatisch passiert. Ich habe das schon länger im Kopf gehabt, so einen Freiwilligendienst. Ich sehe es einfach als Bereicherung für mich selbst. Es ist interessant, weil ich etwas über die Leute erfahre, wenn ich so frage, was sie gemacht haben, was für Hintergründe sie haben. Ich kann für mich selbst viel lernen und mitnehmen. Zweitens ist es einfach lustig, es macht Spaß. Gerade mit den Kindern ist es voll nett, die mögen einen dann. Wenn man ein paar Wochen da ist, dann baut sich da schon ein Vertrauen auf. Das ist schön, nicht nur mit den Kindern, auch mit der Mama und mit dem Ehepaar. Ich glaube das ist für sie wichtig, wenn sie jemanden haben, der oft da ist. Ein Aspekt, um die Motivation beizubehalten ist sicher, das Gefühl, dass man gebraucht wird, oder dass man wertgeschätzt wird. Ein Mitgrund, wieso ich motiviert bleibe, ist, dass ich gut aufgenommen wurde vom Team. Sie versuchen mich zu integrieren, nehmen mich mit. Sie haben mich ins Asylverfahren eingeführt, da ich politisch und wirtschaftlich interessiert bin. So bekomme ich den Kontext mit, wo das ganze stattfindet. Ja, die Hausgemeinschaft macht sicher einen Punkt aus. [lacht]

L: Hast du das Gefühl, dass diese Erfahrung als Volunteer dir auch etwas für das Studium bringt?

T: Bis jetzt habe ich Jus studiert. Dort hat dieser Bereich keine große Rolle gespielt. Asylrecht und die ganzen Sachen lernt man nicht wirklich, deshalb ist das alles neu für mich. Die Freiwilligenarbeit, die ich jetzt hier mache, erklärt sich dadurch, dass ich oft das Gefühl gehabt habe, dass das Studium sehr theoretisch ist, und dass es schon etwas bringt, wenn man in die Praxis eintaucht. Das ist einfach eine Dimension, die man sonst nicht so kennt aus dem Studium. Es sicher eine Art und Weise, um das Studium ein bisschen lebendiger zu machen. Ja, man bekommt vielleicht einfach eine bessere Einschätzung von dem, was wirklich passiert.

L: Gibt es noch irgendwas, das die Leute über das HdS wissen sollten?

T: Spontan würde ich jetzt sagen, dass mir die Ungezwungenheit aufgefallen ist und zwar von der Hausleitung. Es ist einfach alles unkompliziert, das heißt auch mir gegenüber. Ich kann meinen Arbeitsalltag relativ frei gestalten. Hier im Haus sind alle möglichen Leute und bis jetzt habe ich das Gefühl, dass sich alle darüber freuen, wenn man ein bisschen mit ihnen redet, wenn man interessiert ist, einfach ein mit ihnen quatscht.

L: Abschließend wollte ich wissen, ob du dir auch vorstellen kannst, weiterhin Volunteer zu sein?

T: Ja, auf jedem Fall. Ich kann nicht sage, welcher Bereich. Mir gefällt es, mich für etwas einzusetzen. Das kann die verschiedensten Formen haben

 

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