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„Jede*r hat hier Platz“

Interview mit einer Freiwilligen im HDS: Evelyn

Franziska: Wie bist du dazu gekommen, ehrenamtlich im HdS mitzuarbeiten?

Evelyn: Ich glaube das war 2018 durch das Zugluftfest. Ich habe das Fest schon oft besucht, nur habe ich es nicht mit dem HdS verbunden. Damals war es noch im Lido und nicht vorm Haus selbst. Danach war ich im Rahmenprogramm als Hula-Hoop Lehrerin tätig. 2020 hatte ich dann die Idee für eine Spendenaktion für Künstler*innen am Zugluft und habe das koordiniert. Danach hat mich Alex gefragt, ob ich Lust hätte in der Vorstandschaft mitzuarbeiten. Seit 2021 bin ich also dabei.

 

F:   Kannst du deine Tätigkeit kurz beschreiben?

E: Ich bin die jüngste im Vorstand. Von der Dauer, aber auch vom Alter her. Das Küken. Der Vorstand kümmert sich um alle strategischen Angelegenheiten, die die Sozialgenossenschaft betreffen. Aber nicht allein, sondern immer in Zusammenarbeit mit der Hausleitung. Das ist eine Gemeinschaftssache.

 

 

F: Was motiviert dich bei deiner Tätigkeit?

E: Früher habe ich an vielen Projekten mitgearbeitet. Mittlerweile setze ich meine Energie gern für weniger Projekte ein, aber dafür gebündelt und mit vollem Einsatz. Dabei motiviert mich, dass der Mensch im Mittelpunkt steht und es nicht nur ums Geld geht. Ich arbeite in der freien Wirtschaft und brauche diesen Ausgleich.

 

 

F: Gibt es Gäste im HdS, an die du dich besonders erinnerst?

E: Ich bin ja noch nicht so lange dabei, aber vor allem eine afghanische Familie mit ihren vier Kindern. Wenn Kinder mit leuchtenden Augen durchs HdS laufen, bleiben die mir immer in Erinnerung. Aber auch die Gäste, die in derselben Firma arbeiten wie ich.

 

F: Gibt es deiner Meinung nach Schwächen des HdS?

E: Ja ich glaube man setzt sich die Messlatte selbst sehr hoch. Eigenkritik spielt dabei eine große Rolle, obwohl die Arbeit, die alle hier machen wahnsinnig gut ist. Wir erkennen es uns selbst nur nicht an. Die Arbeit, die hier stattfindet, startet im Bauch, mit Motivation und Energie, weil man es selbst will und nicht, weil es von oben herab vorgegeben wird. Das ist der Unterschied zwischen einer Einrichtung mit Träger und dem HdS. Wir können selbst entscheiden was wir für richtig halten. Dadurch sind auch die Anforderungen an die eigenen Entscheidungen sehr hoch.

 

F: Was gefällt dir bei deiner Tätigkeit am besten?

E: Am besten gefällts mir unter den Leuten zu sein. Dabei kann ich mich selbst entfalten und verwirklichen und ganz viel lernen. Als ich eine Woche hier verbracht habe, um Zugluft mit vorzubereiten, habe ich gemerkt wieviel Lernpotential ich im Austausch mit Menschen habe. Ich kann mich einbringen, es wird diskutiert und ich werde gehört. Hier ist immer alles im Fluss und es gibt Raum für eigene Ideen. Ja, hier hat man Platz. Hier im Haus hat man Platz, egal ob als Ehrenamtliche*r, Teil der Hausleitung oder Bewohner*in. Jede*r hat hier Platz.

 

F: Was ist für dich ein*e Ehrenamtliche*r?

E: Ich stelle mir gerade die Bedürfnispyramide vor. Schaut man die Pyramide an findet man die Grundbedürfnisse eines Menschen, z.b. Essen und all sowas. Je weiter man nach oben schaut, desto mehr findet man persönliche Bedürfnisse. Denkt man über die Grundbedürfnisse hinaus, gibt es noch viel mehr, das wichtig scheint. Personen, die sich diesen Bedürfnissen hingeben sind Ehrenamtliche. Egal ob bei der Feuerwehr ist oder im HdS, jedes Ehrenamt ist wichtig, da es unsere Gesellschaft bereichert. Ehrenamtliche sind Personen, die dem Drang der eigenen Entfaltung nachgehen. Diese Arbeit startet auch woanders, als eine bezahlte Arbeit.  Man ist ehrenamtlich tätig, da man etwas für die Gesellschaft gibt, aber dabei auch so vieles zurückbekommt.

 

F: Was sind Charaktereigenschaften, die man als Ehrenamtliche*r mitbringen sollte?

E: Offenheit. Nicht schwarz-weiß denken und respektvoll sein. Ganz egal wer ehrenamtlich tätig ist soll immer wertschätzend sein. Dabei lernt man so viel.

 

F: Gibt es eine Erinnerung, die dir besonders im Gedächtnis geblieben ist?

E: Was ich als sehr schön empfunden habe war das Weihnachtsessen. Da sind Alle an einem Tisch gesessen und haben gemeinsam gegessen. Ehrenamtliche, Freiwillige, Hauptamtliche und Gäst*innen. Dabei sind Alle gleich und es gibt keine Unterschiede und Hierarchien. Das ist eine ganz warme Erinnerung.

 

F: Was war die wertvollste Erfahrung, die du während deiner Tätigkeit als Ehrenamtliche*r machen konntest?

E: Die wertvollste Erfahrung während meiner Zeit hier war die Zugluftwoche. Das war das erste Mal, dass ich wirklich da war. Ein Teil des Ganzen. Davor war die Pandemie und es hat viel Distanz zum Haus geherrscht, weil es nicht anders ging. Keine Sitzungen, kein gemeinsames Essen usw. Ich erinnere mich an eine Situation, da habe ich zusammen mit einer Person im Haus Becher fürs Fest bemalt, dabei haben wir uns unterhalten, ganz banal eigentlich. Währenddessen habe ich mich aber wie ein Teil des Ganzen gefühlt. Wie ein Ziegelstein des Hauses.

 

F: Was sind einige weniger bekannte Tätigkeiten des HdS?

E: Die Arbeitsintegrationsprojekte sind auch ein Teil der Sozialarbeit des Hauses, die man aber nicht so aktiv sieht.

 

 

 

F: Vielen Dank für das Gespräch!

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