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Mein Praxissemester im Haus der Solidarität

Im Winter 2018, gerade als ich mein Studium begann, las ich die spannende Stellenausschreibung vom Haus der Solidarität (HdS) in Brixen. Mir war klar, dort werde ich mich bewerben, wenn es soweit ist. Meine Pläne liegen also schon etwas zurück und als ich im Juni 2019 meine Bestätigung bekam, war ich mir sicher, ich werde im März 2020 nach Südtirol reisen.

Wie wir alle wissen, kam Corona und somit auch ein Verbot meiner Hochschule ausreisen zu dürfen. Doch als Anfang Juni die Grenzen öffneten, packte ich meinen Rucksack und auf ging es in die Berge.

 

Das Praktikum im Haus der Solidarität war etwas ganz Besonderes für mich! Im Vorhinein habe ich schon einiges über das Haus und die Organisation gelesen. Dort war irgendwo erwähnt, dass es zugeht wie in einem „Ameisenhaufen“. Dies konnte ich mir bis dato nicht wirklich vorstellen. Und dann kam ich im HdS an und mir war sofort klar, was damit gemeint war. Ganz viele unterschiedliche Menschen leben hier zusammen, wie in einer riesigen Wohngemeinschaft (Wg). Auch hier gibt es typische Auseinandersetzungen wie in einer kleinen Wg. Vor allem die Küche, Putzplan und Mülltrennung sind ein immer wiederkehrendes Thema.

 

Ein Arbeitstag im HdS lässt sich gar nicht so einfach beschreiben. Denn jeden Tag passiert hier etwas anderes. Das kann man sich nur vorstellen, wenn man mal eine Zeit lang im HdS mitgearbeitet hat! Ein „Ameisenhaufen“ ist eben auch vielseitig und abwechslungsreich, viel passiert in kürzester Zeit. Jeden Tag sind ethische Diskurse zu führen. Da immer etwas anders passiert und es zwingend erforderlich ist darüber zu diskutieren und anschließend zu entscheiden. Die Bandbreite der ethischen Diskussionen hätte ich mir vorher nie vorstellen können.

 

Im HdS gehen viele Menschen ein und aus und können absolut autonom handeln. Sofern die Bewohner*innen Unterstützung benötigen, steht ihnen ein Team aus hauptamtlichen Mitarbeiter*innen zur Verfügung. Ob bei der Arbeitssuche, der Wohnungssuche, beim Ausfüllen bürokratischer Dokumente oder bei der Suche nach Sprachkursen (hier sind nur ein paar wenige Beispiele aufgezählt). Es steht aber immer die Eigenständigkeit und der Empowerment – Ansatz im Vordergrund. Man kann alles auch aus eigener Kraft schaffen und braucht manchmal nur einen kleinen Wegweiser. Auch die freiwilligen Mitarbeiter*innen sind eine große Bereicherung für das HdS und decken jede Menge Arbeiten ab.

 

Im HdS wird individuell, empathisch, akzeptierend und reflektiert gearbeitet. Ich selbst habe in meiner Zeit hier nicht nur über sozialarbeiterische Konzepte und Gesprächsführungsmethoden einiges gelernt, sondern vor allem auch viel über mich selbst und meine Sozialisation. Aber auch über Menschen aus anderen Lebenssituationen, Ländern und Kontexten. Ich wurde geschult in meiner Sicht auf die Dinge und meine Toleranz und Akzeptanz hat sich geweitet und verstärkt. Ich habe viele Menschen kennen gelernt und von einigen auch ihre Geschichte!

 

Ich wurde von den hauptamtlichen Mitarbeiter*innen gefördert, ermutigt und unterstützt auch eigene Arbeiten auszuführen. Ich habe mich hier unglaublich wohl gefühlt und werde die Zeit nie missen wollen. Es war nicht nur die Arbeit, die mich überzeugt hat, sondern das gesamte Konzept. Wo gibt es das schon, eine Übergangslösung für Menschen aus verschiedensten Kontexten. Sie wohnen zusammen und haben die Möglichkeit vom HdS aus Arbeit und Wohnung zu suchen und selbständig auf eigenen Füßen stehen zu können.

 

Nächstes Jahr komme ich ganz sicher wieder im Haus der Solidarität vorbei.

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