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Moderne Managementmethoden

managementKeine Scheu vor Instrumenten der Unternehmensführung.

Sozialen Institutionen unterstellt man häufig eine Aversion gegen moderne Instrumente der Unternehmensführung. Im Haus der Solidarität (HdS) ist davon nichts zu spüren. Im Gegenteil. Dem Zauberlehrling gleich experimentiert es aus und kommt – bewusst oder unbewusst – zu Ergebnissen, die moderne Managementliteratur Unternehmen nahe legt.

Chaordische Organisation

Der Gründer der Visa-Karte plädiert für eine neue organisatorische Form. Das alte mechanistisch-hierarchische Kommando-und-Kontroll-Konzept von Organisation funktioniert nicht mehr. Es ist demnach archaisch, destruktiv, unethisch. An dessen Stelle tritt die „chaordische Organisation[1]. Diese verbindet gleichermaßen Chaos und Ordnung. Beide Prinzipien findet man im HdS: Immer wieder macht das HdS die Erfahrung, dass es über gewisse Entwicklungen und Abläufe keine Handhabe hat. Im Ja zum Chaos taucht häufig eine Ordnung – vielleicht anderer Art – auf. Wie in einer chaordischen Organisation heißt im HdS die Devise: weg von Hierarchie hin zu Gemeinschaft, weg von Kontrolle hin zu Selbstorganisation, Selbstverantwortung, Selbstbestimmung. Auch das HdS definiert sich als lernende Organisation, die sich ständig verändert. Ordnung, so dieses Organisationsmodell, entsteht nicht aus Anordnungen und Erlassen, sondern aus der Tiefe der Glaubenssätze und Ziele. Und diese sind im HdS: gelebte Solidarität.

Fraktale Fabrik

Ähnlich wie „chaordische Organisationen“ sind fraktale Fabriken von Hans-Jürgen Warnecke[2] definiert. Teile davon setzt das HdS wiederum um. Fraktale sind nach Warneckes Verständnis autonome, dynamische Gebilde, die nach dem Prinzip der Selbstorganisation und Selbstoptimierung agieren. Dem HdS ist es wichtig, dass sowohl Gäste als auch einzelne Aktivitäten (Fraktale) sich selbst organisieren. Zugleich unternimmt es viel, sich ständig zu verbessern: durch kontinuierliche Reflexion, Ideensuche, Ausprobieren. Flache Hierarchien und Netzwerke sind weitere Charakteristika sowohl von Fraktalen als auch vom HdS. Wie in fraktalen Fabriken sucht das HdS seine Gäste zu selbständigen Denken und Handeln zu führen. Denn jedes
Fraktal, ist wieder eine kleine „fraktale Fabrik“. Eine besondere Stärke des HdS ist seine Vitalität. „Hier pulsiert das Leben“, ist ein häufig geäußerter Kommentar von Besuchern. Vitalität ist ein Kernmoment von fraktalen Fabriken.

Das Semco-System

Täglich findet im HdS statt, was Ricardo Semler[3], ein Unternehmer in Brasilien in seinem mittelständischen Betrieb lebt: Regeln und Gesetze werden über Bord geworfen. Auch andere Grundsätze von Semco gibt es im HdS: Sozial und ökologisches Engagement geht vor Profit, Mitarbeiter bestimmen den Lohn mit; Stellenbeschreibungen, schriftlichte Prozessabläufe, Zertifizierungen sucht man vergeblich; Vertrauen leitet das Handeln anstelle von Kontrolle. Voraussetzung hierfür ist Passion. Dazu gehören aber auch ein ständiger Blick auf die eigenen Talente, der Drang zur Selbstverwirklichung, aber auch Selbstdisziplin. Und sowohl Semco als auch das HdS zeigen – allen Unkenrufen zum Trotz – dass dies nicht bloß funktioniert, sondern auch erfolgreich ist.

Kaizen

Schließlich folgt das HdS Prinzipien von „Kaizen[4]. Dieses stammt ursprünglich aus Japan. Heute wenden es weltweit Unternehmen vor allem beim Qualitätsmanagement an. Die Grundaussage ist: „Ein Weg von 1.000 Meilen beginnt mit einem Schritt.“ Große Veränderungen fußen auf einen ersten kleinen Schritt. Das HdS kann beispielsweise das Putzverhalten der Gäste nicht verändern. Aber es kann die Mensabesucher dazu bewegen, dass jeder seinen Teller selbst abspült und so für eine sauberere Mensa sorgt. Es kann nicht für alle Gäste Arbeitsplätze finden, aber sehr wohl jeden dazu bringen, dass er einen Lebenslauf zusammenstellt und die Stellenanzeigen durchschaut.

Vielleicht gelingt es ja dem HdS – im Sinne von Kaizen – , durch die vielen kleinen Schritte tatsächlich etwas Riesiges zu bewegen: nämlich diese Welt ein Stück besser zu machen …


[1] Dee Hock (2001): Die chaordische Organisation.

[2] Hans-Jürgen Warnecke (1996): Die Fraktale Fabrik.

[3] Ricardo Semler (1993): Das Semco System.

[4] Robert Maurer (2004). One Small Step Can ChangeYour Life : The Kaizen Way.

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