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(Deutsch) Nachhaltiges Wirtschaften der Zukunft

gemeinwohl-oekonomie_banner17 namhafte Südtiroler Unternehmen arbeiten gemeinsam mit rund 400 anderen Betrieben aus Österreich, Deutschland, Schweiz und Italien an einem neuen Wirtschaftsmodell – der „Gemeinwohl-Ökonomie“ – und senden eine klare Botschaft an die Öffentlichkeit: Es gibt einen Ausweg aus der wirtschaftlichen, gesellschaftlichen und politischen Sackgasse der Gegenwart.

Vorstellung in 8 Städten und 3 Ländern

Bozen, Graz, Linz, München, Salzburg, St. Pölten, Wien, Turracher Höhe, Zürich. In acht Städten Italiens, Deutschlands und Österreichs haben am heutigen Mittwoch weit über 100 Unternehmen eine Bewegung für ein alternatives Wirtschaftsmodell vorgestellt: Die „Gemeinwohl-Ökonomie“. Ein Konzept, das Antworten auf die vielgesichtige Krise der Gegenwart sucht: Finanzblasen, Arbeitslosigkeit, Armut, Klimawandel, Migration, Globalisierung, Demokratieabbau, Werte- und Sinnverlust sind nur einige der zahlreichen Herausforderungen unserer Zeit.

Kooperation statt Konkurrenz

Laut dem Initiator der Bewegung „Gemeinwohl-Ökonomie“ und Autor des gleichnamigen Buches, Christian Felber, sollen die Systemspielregeln der Wirtschaft von Gewinnstreben und Konkurrenz auf Gemeinwohlstreben und Kooperation umgestellt werden. Heute gilt der Finanzgewinn als allentscheidendes Kriterium für den unternehmerischen Erfolg, aber das soll sich ändern: „In der Gemeinwohl-Ökonomie streben die Betriebe nicht in Konkurrenz zueinander nach Finanzgewinn, sondern sie kooperieren mit dem Ziel des größtmöglichen Gemeinwohls“, erklärt Günther Reifer vom Terra Institute, einer der Initiatoren in Südtirol und Vorstandsmitglied des Vereins zur Förderung der Gemeinwohlökonomie, Wien. „In den Unternehmen soll die Finanzbilanz nur mehr eine Nebenrolle spielen. Die Hauptrolle gehört der Gemeinwohl-Bilanz.“

Entwickelt von Unternehmen

Die Gemeinwohl-Bilanz, dessen Gerüst von Unternehmern aus Österreich, Deutschland und Südtirol entwickelt wurde, misst in 18 Kriterien den Beitrag, welchen jedes Unternehmen an der Erhöhung des Gemeinwohls leistet. Beispiele für solche Kriterien wären: Die Arbeitsplatzqualität, die gerechte Verteilung des Einkommens oder die ökologische Gestaltung der Produkte und Dienstleistungen. Die Gemeinwohl-Bilanz wendet ein Punktesystem an, bei dem maximal 1.000 Punkte erreicht werden können. Je höher die Punktezahl, desto größer der Beitrag zum Gemeinwohl und desto größer die Belohnung des Rechtsystems. Auf diese Weise würden menschenwürdige, solidarische, ökologische, gerechte und demokratische Verhaltensweisen der Unternehmen gefördert werden.

Menschenwürde, Fairness, Solidarität

Auch die 17 Südtiroler Pionierunternehmen haben die Gemeinwohl-Bilanz erstellt und ausgewertet. Für alle teilnehmenden Betriebe war klar: „Die gesamte Wirtschaft, jedes Unternehmen muss sich von Grund auf ändern. Wenn wir so weiter machen, fahren wir den Karren an die Wand.“ Die Vision der Gruppe ist es, auf wirtschaftlicher, gesellschaftlicher und politischer Ebene den Veränderungshebel anzusetzen: Auf wirtschaftlicher Ebene sollen der Zweck des Wirtschaftens und die Bewertung von Unternehmenserfolg anhand Gemeinwohl-orientierter Werte definiert werden. Auf politischer Ebene will die Bewegung rechtliche Veränderung bewirken. Ziel des Engagements ist ein gutes Leben für alle Lebewesen und den Planeten. Menschenwürde, globale Fairness und Solidarität, ökologische Nachhaltigkeit, soziale Gerechtigkeit und demokratische Mitbestimmung sind dabei wesentliche Elemente. Auf gesellschaftlicher Ebene soll der Wandel hin zu gemeinsamen, wertschätzenden Tun möglichst vieler Menschen gelingen.

Unternehmen neu denken

Die nicht nur von Unternehmen getragene Initiative startete genau vor einem Jahr – Oktober 2010 – beim Symposium „Unternehmen neu denken“ in Wien und wurde dann im Mai diesen Jahres im Rahmen des Kongresses „think more about – Tage der Nachhaltigkeit“ in Südtirol vorgestellt. Seither ist die Bewegung auf 400 unterstützende Unternehmen aus acht Staaten angewachsen, von denen jedes vierte 2011 erstmals und freiwillig die Gemeinwohl-Bilanz erstellt hat. Im ersten Jahr stehen die Punkte noch nicht im Vordergrund, sondern die Ziele und die Beteiligung an einem partizipativen Prozess. Die Bilanz soll in den nächsten Jahren von immer mehr AkteurInnen weiterentwickelt werden, bevor sie rechtsverbindlich werden soll und ein „Wirtschaftskonvent“ folgen kann.

Die Südtiroler Pionierunternehmen:

Albatros (Mals), Bäckerei Profanter (Brixen), Bildungshaus Kloster Neustift (Neustift), Crystal Consult (Meran), Elas (Meran), Engl Werkzeugbau (Bozen), Euroform (Sand in Taufers), Haus der Solidarität (Brixen), Hotel Feldmilla (Sand in Taufers), Loacker Remedia (Blumau), Meraner Weinhaus – Pur Südtirol (Meran), Plattnerbau (Bozen), Terra Eco Fashion GmbH (Brixen), Terra Institute (Brixen), Christian Trebo (St. Vigil), Triade Superbio (Bozen).

Alle Unternehmen und Privatpersonen sind herzlich eingeladen, sich der Initiative anzuschließen und das Modell partizipativ weiterzuentwickeln. Wer Interesse hat, kann sich unter der Email-Adresse suedtirol@gemeinwohl-oekonomie.org anmelden oder die Idee direkt auf der Web-Site www.gemeinwohl-oekonomie.org unterstützen.

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