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Schülerreportage: "Ein Haus mit 1000 Gesichtern"

CIMG3659 (Small)Die Straße führt zu einem großen Haus, Gitter an zwei-drei Fenstern. Das Haus ist grau, an manchen Stellen bröckelt schon der Putz. Vergangenheit liegt in der Luft. Vor dem Eingang erwartet uns schon ein Mann, Alexander Nitz, ein Leiter des Hauses. Er empfängt uns herzlich.

Die Brieftaschen wandern wieder von den vorderen zu den hinteren Hosentaschen.

Erleichterung. Wir gehen in das Tiefgeschoss. Es ist kalt. „Das Heizen der alten Gemäuer ist schwierig“, so Nitz. Wir setzen uns auf Stühle und ein Einleitungsfilm wird abgespielt. Es wird erklärt, wie das Haus zum Haus der Solidarität wurde und wie sich das Haus erhalten kann.

Nach und nach trudeln einige Heimbewohner ein und nach dem Film darf jeder einen herauspicken. H. X., ein Kosovoalbaner, lebt mit seiner schwangeren Frau und zwei Kindern seit zwei Jahren im Haus. Er arbeitet bei einer Firma in Brixen.

Wir setzen uns an einen Tisch und er beginnt zu erzählen: „Meine Familie lebt in Mitrowitza (Kosovo), aber wegen der Spannungen zwischen Serben und Albanern musste ich weg.“

Das große Kreuz hinter mir sticht mir ins Auge. Herr X.  ist Moslem. „Ich bin zwar Moslem, aber nicht richtig, da ich Schweinefleisch esse und Alkohol trinke.“ Auch viele Südtiroler konsumieren Alkohol und essen Schweinefleisch oder nehmen es mit der Religion nicht so eng. Darin kann man die Menschen also noch nicht in gut oder böse unterteilen.

Auch die anderen Klassenmitglieder unterhalten sich mit Heimbewohnern, einem bunt zusammen gewürfelten Haufen. Türken, Deutsche, Albaner, …

„Ich kam mit einigen Problemen nach Brescia. Dort hörte ich von Südtirol, dass sie dort deutsch sprechen und da ich besser deutsch als italienisch spreche, reisten wir in einem LKW nach Südtirol und erreichten so Brixen“, so mein Partner.

Die vielen Schicksalsschläge spürt man in den Gemäuern. Doch trotzdem werden Besucher sehr herzlich aufgenommen.

Der Karottenkuchen am Ende der Gespräche entspannt die Gemüter noch zusätzlich, es wird gesprochen und gelacht.

Noch ein kleines Foto mit allen vor dem Haus der Solidarität und schon rückt das Ende der Begegnung näher.

„Es ist wichtig, dass die Einheimischen sehen, dass nicht alle Ausländer böse und gemein sind“, so X. „Also finde ich, ist dieses Projekt eine sehr gute Sache.“

Auch Nitz freut sich sehr über unseren Besuch und bot uns auch ein Sommerpraktikum an. Der Spruch alle Ausländer sind böse und müssen raus, stimmt nur bei einzelnen Personen. Man muss auch die Hintergründe für das Auswandern bzw. Einwandern kennen, bevor man über Menschen urteilt, denn die meisten würden lieber wieder nach Hause , wenn sie könnten.

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