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Was ist das HdS?

Das Haus der Solidarität Luis Lintner (HdS) wurde 2002 gegründet und gab sich den Namen jenes Aldeiner Missionars, der im selben Jahr in Brasilien ermordet wurde: Luis Lintner. Sein Einsatz für die Benachteiligten unserer Gesellschaft ist seither Ansporn und Motivationsquelle.

Vom Konzept her ist das HdS keine klassische Notschlafstätte, sondern versteht sich vielmehr als Sprungbrett zurück in die Lebens- und Arbeitswelt.

Teil der Strategie des HdS ist es, auch Personen aufzunehmen,  die im normalen gesellschaftlichen Leben integriert sind, und so Stabilität und Begleitung für jene einbringen, die sich in einer schwierigen Lebenslage befinden.

Die weitere Säule des HdS ist, dass auch Organisationen wie die OEW (Organisation für eine solidarische Welt) oder Oikokredit im HdS untergebracht sind, die bei Initiativen  für eine nachhaltige Entwicklung mitarbeiten und  auf diese Weise u.a. auch dazu beitragen, dass Menschen in ihrer Heimat ein menschenwürdiges Leben gestalten können.

Als drittes Aufgabenfeld ist die Sensibilisierungsarbeit jener Menschen, die das Haus besuchen und sich dadurch konkret mit menschlichen Notsituationen konfrontieren.

Was will das HdS?

Das HdS will vor allem die positiven Seiten seiner Bewohner stärken – aber auch nach außen sichtbar machen. Dieses Bemühen zeigt sich in den unterschiedlichen Projekten: Etwa wenn es darum geht, den sogenannten „Badanti“ zu einem Job zu verhelfen, aber auch jenen Menschen Tipps zu geben, die gerade auf helfende Hände von außen angewiesen sind; oder ein offenes Ohr zu haben für die vielen Sorgen und Nöte im Projekt „Momo“; oder –  den Kontakt suchend zu den Netzwerkpartnern, die oft  selbst gefangen im bürokratischen Netz – dankbar sind für schnelles und unbürokratischen Einspringen. Das HdS versucht auch aufgrund der Unabhängigkeit gegenüber Geldgebern unpopuläre Themen aufzugreifen wie etwa die Bettler-Frage.

Vor allem aber in der zwischenmenschlichen Begegnung sollen diese Ziele erreicht werden. Das HdS will sich aber auch der herausfordernden Aufgabe der Integration/Inklusion unserer neuen Mitbürger stellen. Dabei rückt die Aufnahmegesellschaft – konkret die Bevölkerung Südtirols – in den Fokus der Betrachtung. Nur wenn beide Seiten die Bereitschaft haben, sich anzunähern und auch voneinander zu lernen, kann ein fruchtbares Miteinander entstehen, das jeden in seiner Eigenart gelten lässt. Die Vernetzung mit anderen Einrichtungen ist dabei von besonderer Bedeutung. Schulklassen und Firmgruppen werden ebenso mit einbezogen wie Seniorenclubs oder politische Entscheidungsträger.

Selbst ist der Mann

Dieser Ausspruch vermittelt, dass der  Mensch, die Organisation,  alle Probleme selber lösen kann – sich im Letzten selbst genügt. Diese Haltung entspricht nicht der Geschichte und Ausrichtung des HdS. Bereits im Jahre 2002 konnte der Verein nur gegründet werden, weil sich motivierte Leute gefunden haben,  die die Notwendigkeit erkannt  und sich für die Vereinsgründung stark gemacht haben. Ohne das Entgegenkommen der Gemeinschaft der Comboni-Missionare wäre das Unterfangen an der nötigen baulichen Struktur gescheitert. Vor allem durch die steigende Anzahl ehrenamtlicher Mitarbeiter konnte sich das Vorhaben weiterentwickeln. Als es darum ging, eine dauerhafte Bleibe zu finden, war es  erstmals die öffentliche Hand – konkret Land und Gemeinde Brixen -,  die ihre Verantwortung für den Fortbestand des HdS ernst genommen haben und einen Teil des Jakob-Steiner-Hauses in unmittelbarer Nähe der neuen Millander Freinademetz-Kirche für 20 Jahre zur Verfügung stellen werden. Trotz dieser Voraussetzung konnte das Vorhaben des Umbaus im Inneren nur verwirklicht werden, weil Tausende aus ganz Südtirol ihre positive Einstellung zum HdS durch eine konkrete Geld- oder Sachspende zum Ausdruck brachten.

Erfahrung der Vielfalt

Es ist schon vorgekommen, dass Menschen aus 20 verschiedenen Nationen unter dem HdS-Dach ihr vorübergehendes Zuhause gefunden   haben. Eine solche bunte Gemeinschaft bringt natürlich auch ihre Herausforderungen mit sich.

Sprachlich/kulturell  –  versteht sich  –  auch in religiöser Hinsicht. Aber weit weniger,  als es sich von außen betrachtet vermuten lässt. Hinzu kommen unterschiedliche Altersgruppen und Personen mit den verschiedensten Vorbelastungen. Vereinfachende Sozialromantik ist da nicht immer hilfreich. Klare Regeln und die Einhaltung derselben sind da schon eher ein Schritt in die richtige Richtung. Ein Spiegel der Vielfacht ist die Küche im HdS. Da werden Südtiroler Knödel gedreht,  Ciapatas flach gezogen oder scharfe Saucen mit Augenzwinkern serviert.

Vielfalt wird aber auch in Erziehungsfragen, wenn Familien im Haus leben, sichtbar,  aber auch im Umgang mit Konflikten gibt es vielfältige Herangehensweisen. Da sind Fachkenntnis und Feingefühl gefragt, aber auch die eigene Standfestigkeit und ein gesundes Abwägen dessen, was die Hausgemeinschaft verträgt und was nicht. Ein Beispiel: Bei der Aufnahme neuer Gäste wird darauf geachtet, dass nicht zu viele Personen aus dem selben Herkunftsland stammen oder sich zu viele mit ähnlicher Problematik untergebracht sind. Das heißt also, dass die Vielfalt manchmal auch gesteuert werden muss, um unliebsame Überforderungen schon im Vorfeld so gut wie möglich zu verhindern.

Möglichkeiten gelebter Solidarität

Der Schweizer Theologe und Tropenwissenschaftler Ali Imfeld antwortete einmal auf die Frage,  wie denn die Komplexität des Zusammenlebens – lokal und global – gelingen könne: „Die Basis für alles ist der Respekt“. Bevor ich von anderen Respekt erwarten kann, braucht die Person  den Respekt und die Wertschätzung von sich selbst. Wie soll ich den anderen annehmen, wenn ich mich selbst nicht Wert schätze?

Die Möglichkeiten gelebter Solidarität sind zahlreich und vielfältig. Das beginnt bei der Unterstützung, eine unserer Landesprachen zu lernen, führt weiter zum Näherbringen unserer Lebens- und Arbeitswelt und beinhaltet nicht zuletzt das ganz Alltägliche: Das Übernehmen von Diensten im Haus, wenn die beauftragte Person verhindert ist, oder beim Besuch am Krankenbett. Freilich kann auch das Teilen materieller Güter erwähnt werden. So kann beispielsweise die Mitfinanzierung bei der Erlangung des Führerscheins ein konkretes Mittel sein, um später einen Arbeitsplatz im Transportgewerbe zu erhalten. Auch ein Busticket zum Vorstellungsgespräch hat sich schon mal als richtungsweisend für die Zukunft mancher Hausbewohner erwiesen.

Mit Unterschiedlichkeit konstruktiv umgehen….

… will geübt sein. Es setzt voraus, dass man in den Unterschieden nicht nur Trennendes, sondern auch etwas Spannendes entdeckt. Dieses Spannungsfeld kennen wir ja auch vom traditionellen Zusammenleben in ortsüblichen Gemeinschaften. Die Annahme, dass niemand so arm ist, dass er nicht noch etwas geben könnte, und niemand so reich ist, dass er keiner Unterstützung bedarf, kann da schon ein Stück weiterhelfen.

Gerade im Bereich der Pflege hat man in den letzten Jahrzehnten auch in Südtirol die Erfahrung gemacht, dass Menschen beispielsweise aus Mittel- oder Südamerika – aber auch aus dem asiatischen Raum – meist viel geduldiger sind, wenn es darum geht, die Eigenheiten unserer alten oder pflegebedürftigen Menschen zu ertragen. Dass dies gelegentlich auf Kosten von Verlässlichkeit oder Pünktlichkeit  gehen kann, ist manchmal die andere Seite der Medaille.

Interkulturelle Essen, – ein Teller voller Überraschungen

„Solidarität geht durch den Magen“ war der Slogan, mit dem das HdS vor 10 Jahren begonnen hat, Menschen ins HdS einzuladen um mit den Gästen des Hauses ein gemeinsames Abendessen einzunehmen.

Primäres Ziel dabei war und ist immer noch,  Bewohner des Hauses in den Mittelpunkt zu stellen, ihre Esskultur erfahrbar zu machen aber auch das Leben der Köchin/des Koches konkret in die Abendgestaltung mit einfließen zu lassen. Bilder, Musik, Tänze… werden eingebaut, um etwas vom Herkunftsland zu erfahren und zu verstehen, was Menschen bewegt, ihre Heimat zu verlassen und in der Ferne ein neues Leben aufzubauen.

Mit einer freiwilligen Spende bedanken sich die BesucherInnen, die sich Tage zuvor  für das Essen angemeldet haben. Die Essen finden in der Regel am ersten Freitag im Monat – jeweils und 20 Uhr – im Haus der Solidarität  statt. Die Menüs können recht unterschiedlich ausfallen – da wird Offenheit und Spontanität von allen Seiten vorausgesetzt. Vor allem Gruppen nützen diese Gelegenheit, einen gemeinsamen Abend zu verbringen. Bei jedem Essen gibt es Ehrengäste, die die sich in besonderer Weise für das HdS eingesetzt haben.

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