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Ende und Neuanfang im HdS

P1020358 (Klein)Ich sitze im Meditationsraum, der sich gegenüber der Küche im Erdgeschoss befindet.

Angenehm ist es dort – nicht nur wegen der kühlen Luft, auch die Ruhe tut gut. Während ich meine Gedanken im Kopf zu ordnen versuche, blicken mich einige Gesichter an, die diese Welt schon seit einiger Zeit verlassen mussten.

Von ganz oben des Holzkreuzes sieht mich Luis Lintner an. Er wurde 2002 – als das HdS eröffnet wurde – in Brasilien ermordet, lebt aber in vielen Menschen – hier wie dort – weiter.

Ende und Neuanfang….

In unmittelbarer Nähe lächelt mir Luzi zu. Sie hat auch allen Grund zur Freude: Luisa vom Austauschprojekt in Peru  ist gerade auf Gegenbesuch im HdS: So hat sich Luzi Solidaritätsarbeit immer vorgestellt.

Ende und Neuanfang….

Am Boden steht eine Vase, die einen wunderschönen Blumenstrauß umarmt. Maria L. hat ihn uns von Ritten mitgebracht, vorletzte Woche. Der Anlass: Verabschiedung von P. Antony Kibira

Ende und Neuanfang…..

Der Sterbebildchen am Fuße des Holzkreuzes sind derer viele. Sie erinnern uns an Menschen, die gehen mussten – allesamt viel zu früh: Valeria, Erika, Sepp, Wilfried, Alba, Josef, Rosy….  Und aus der Küche schallt das Lachen und Weinen der kleinen D. aus Kongo und der stimmgewaltigen fast einjährigen M. aus Mazedonien.

Ende und Anfang…..

Dieser Arbeitstag heute war kein guter – schießt mir durch den Kopf: Das Aufnahmegespräch hat Herr C. frustriert verlassen, als wir kein Obdach anbieten konnten. Die Notschlafstätte ist voll.

Die Arbeitsaufträge der Hausgäste wurden nur teilweise ausgeführt, die beruflichen Perspektiven der meisten Bewohner sind – mehr denn je – sehr reduziert.

Aber, das Leben geht weiter. Ein Vorstandsmitglied lädt uns zum Abendessen ein. Die  Freude ist groß, die Zeit knapp, die Verpflegung sehr gut!  Dann beginnt das nächste Treffen, jenes der Hausgemeinschaft. Die Ziele: Gemeinschaft erleben, Aufgaben verteilen, Probleme des Zusammenlebens gemeinsam erkennen und zu lösen versuchen. „Geht nicht – gibts nicht“.

Ende und Anfang…..

Und trotzdem: auch wenn meine grauen Haare schon längst eine stabile Mehrheit erreicht haben, aufgeben wäre nicht berechtigt, denn im selben Moment bereiten junge Leute ihren HdS-Stand beim Millander Dorffest vor, Jugendliche, voll Energie und Motivation, dass die Welt durch sie ein kleines Stück besser wird, wenn sie ihr freies Wochenende für die Begegnung mit anderen Menschen zur Verfügung stellen.

Ach ja, noch etwas: im Reigen der zahlreichen Feiern und Festlichkeiten eines August-Wochenendes  gilt es eine Begegnung nicht zu übersehen: Christine, eine Kämpferin für eine demokratische und nachhaltige Entwicklung  – lokal wie weltweit  – feiert ihren 70.

Und, ja genau sie wünscht sich keine Geschenke, nein, Bausteine für die Zukunft des HdS. Bausteine für einen Neuanfang im Jakob-Steiner-Haus, sobald die Zeit im Xaverianum der Comboni-Missionare definitiv zu Ende sein wird.

Ein Ende, das wohl kommen musste, um Neues zu ermöglichen.

Neues, das in der Geschichte verankert ist, im Wunsch, dass jeder und jede einen kleinen Bissen vom Glückskuchen abbekommt – und sei er noch so klein.

So schließt sich der Kreis des zu Ende Gegangenen mit dem Aufbruch in eine neue, für viele hoffentlich bessere Zeit.

Nicht das definitive Ende hat das Schlusswort, nein, ein kontinuierlicher, stabiler Neuanfang hat bereits begonnen.

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